Der Beruf der Hebamme ist einer der ältesten und angesehensten medizinischen Berufe weltweit. In Deutschland, wie auch in vielen anderen Ländern, ist die Hebamme eine Expertin für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und die erste Zeit der Elternschaft. Die Arbeit einer Hebamme bietet werdenden Müttern und Familien eine umfassende Betreuung und Unterstützung.
5 faszinierende Fakten über Hebammen:
- Der Internationale Hebammentag wird bereits seit über 20 Jahren am 5. Mai gefeiert.
- Jeden Tag auf unserem Planeten sind Hebammen an etwa 400.000 Geburten beteiligt.
- Die erste Hebamme, die namentlich bekannt ist, war Agnodice, die im antiken Athen im 4. Jahrhundert v. Chr. tätig war.
- Die ersten Geburtshilfe-Handbücher erschienen im 16. Jahrhundert, und im 18. Jahrhundert wurden in Europa die ersten Entbindungshäuser eröffnet.
- Die peruanische Hebamme Adelina Villalobos gilt als die älteste Hebamme im Guinness-Buch der Rekorde. Sie arbeitete bis zum Alter von 90 Jahren und begleitete rund 10.000 Neugeborene.
Ein Blick auf den Beruf der Hebamme heute
Die moderne Hebamme muss heute eine Vielzahl von Anforderungen erfüllen. Neben einer fundierten medizinischen Ausbildung, die nun in Deutschland als Studium absolviert wird, sind auch soziale Kompetenzen und psychologisches Feingefühl gefragt. Hebammen müssen in der Lage sein, auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Frauen einzugehen, sie zu beraten und zu unterstützen.
Die gesellschaftliche Anerkennung des Hebammenberufs ist hoch, und die Nachfrage nach Hebammenleistungen steigt. Dies zeigt sich auch in der politischen Diskussion, in der die Sicherstellung der Hebammenversorgung und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen zentrale Themen sind.
Der Hebammenberuf birgt jedoch auch seine eigenen Herausforderungen. Der Job ist körperlich und emotional anspruchsvoll, da Hebammen oft zu ungewöhnlichen Zeiten arbeiten müssen, da Babys rund um die Uhr zur Welt kommen. Die Verantwortung ist groß, da sie das Wohlbefinden, die Gesundheit und sogar das Leben von Müttern und Kindern betrifft. Zudem stehen Hebammen vor der Herausforderung, sich ständig weiterzubilden und mit den neuesten medizinischen Erkenntnissen Schritt zu halten.
Arbeitsalltag der Hebamme: Welche Tätigkeiten gehören dazu und wo wird er ausgeübt?

Tätigkeiten einer Hebamme:
Vor der Geburt: Hebammen beraten und unterstützen Schwangere in dieser besonderen Lebensphase. Sie führen Vorsorgeuntersuchungen durch, messen Gewicht und Blutdruck, überwachen die kindlichen Herztöne und beantworten Fragen zur Schwangerschaft. Zudem bieten sie Geburtsvorbereitungskurse an, in denen sie werdenden Müttern Atem- und Entspannungstechniken vermitteln.
Während der Geburt: Hebammen begleiten werdende Mütter während des gesamten Geburtsprozesses.Sie erkennen Komplikationen des Geburtsverlaufs und stehen Mutter und Kind unterstützend zur Seite. Bei einer normal verlaufenden Geburt führen Hebammen die Entbindung eigenständig durch, ohne ärztliche Anordnung.
Nach der Geburt: Die Arbeit einer Hebamme endet nicht mit der Geburt. Sie betreuen Mutter und Kind in den ersten Wochen intensiv, unterstützen beim Stillen, überwachen den Rückbildungsprozess und beraten in Fragen der Säuglingspflege und -ernährung.
Kategorien der Hebammen
Hebammen in Deutschland können in verschiedenen Arbeitsverhältnissen tätig sein. Je nach Arbeitsumfeld, persönlichen Vorlieben und Karrierezielen können sie sich für unterschiedliche Kategorien entscheiden. Hier ein Überblick über die drei Hauptkategorien:
Freiberufliche Hebammen:
Arbeitsweise: Freiberufliche Hebammen arbeiten selbstständig und sind nicht fest an eine Einrichtung gebunden. Sie bieten ihre Dienste direkt den Schwangeren und jungen Müttern an.
Tätigkeitsbereiche: Sie können Geburtsvorbereitungskurse leiten, Hausbesuche durchführen, Geburten zu Hause oder in Geburtshäusern begleiten und die Nachsorge übernehmen.
Vorteile: Flexibilität in der Arbeitsgestaltung, Möglichkeit zur Spezialisierung und direkter Kontakt zu den Familien.
Herausforderungen: Höhere administrative Aufgaben, wie Abrechnungen mit Krankenkassen, eigene Buchhaltung und Werbung. Zudem müssen sie sich selbst um ihre Berufshaftpflichtversicherung kümmern.
Beleghebammen:
Arbeitsweise: Beleghebammen sind ebenfalls selbstständig, haben aber Belegverträge mit Krankenhäusern. Das bedeutet, sie begleiten ihre Patientinnen während der Geburt direkt im Krankenhaus.
Tätigkeitsbereiche: Neben der Geburtsbegleitung im Krankenhaus können sie auch Vor- und Nachsorgeleistungen anbieten.
Vorteile: Sie können die Infrastruktur des Krankenhauses nutzen und haben dennoch eine gewisse Unabhängigkeit.
Herausforderungen: Sie sind oft an Bereitschaftsdienste gebunden und müssen sich, ähnlich wie freiberufliche Hebammen, um administrative Aufgaben kümmern.
Angestellte Hebammen:
Arbeitsweise: Angestellte Hebammen sind fest bei einem Arbeitgeber, meist einem Krankenhaus, angestellt.
Tätigkeitsbereiche: Sie arbeiten in der Regel im Kreißsaal, auf der Wochenstation oder in spezialisierten Abteilungen des Krankenhauses.
Vorteile: Regelmäßige Arbeitszeiten, ein festes Gehalt, das mit Berufserfahrung steigt, soziale Absicherung und weniger administrative Aufgaben.
Herausforderungen: Weniger Flexibilität im Arbeitsalltag und häufig Schichtdienste.
Die Wahl der Kategorie ist abhängig von verschiedenen Faktoren, wie den individuellen Vorlieben, der angestrebten Work-Life-Balance und den Karrierezielen der Hebamme. Jede Kategorie hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, und es ist wichtig, dass Hebammen eine Arbeitsweise wählen, die zu ihrem Lebensstil und ihren beruflichen Zielen passt.
Männer als Hebammen (Entbindungspfleger): Wie nennt man sie heute?

In Deutschland wurde die Berufsbezeichnung für männliche Hebammen, die früher als “Entbindungspfleger” bekannt war, abgeschafft. Mit der Umstellung der Hebammenausbildung Anfang 2020 auf ein duales Studium wurde festgelegt, dass alle Personen, die in diesem Beruf tätig sind, unabhängig von ihrem Geschlecht als “Hebamme” bezeichnet werden. Dies spiegelt einen modernen und inklusiven Ansatz wider, der die Gleichstellung der Geschlechter in allen Jobs fördert. Männer in diesem Berufsfeld erfüllen dieselben Aufgaben wie ihre weiblichen Kollegen und tragen statt “Entbindungspfleger” die gleiche Berufsbezeichnung: Hebamme.
Gehaltsstrukturen für Hebamme
Einflussfaktoren des Hebammengehalts
- Anstellungsverhältnis: Das Einkommen von selbstständigen und angestellten Hebammen unterscheidet sich, wobei selbstständige Hebammen oft direkt mit den Patienten abrechnen, während angestellte Hebammen ein festes Gehalt von ihrem Arbeitgeber erhalten.
- Art der Einrichtung: Gehälter variieren je nachdem, ob man in einer öffentlichen, kirchlichen oder privaten Einrichtung arbeitet.
- Berufserfahrung: Mehr Berufserfahrung kann zu einem höheren Gehalt führen.
Je nach Berufserfahrung kann das Gehalt zwischen etwa 3.500 und 4.000 Euro variieren.
- Bundesland: Regionale Unterschiede beeinflussen das Gehalt.
Das höchste durchschnittliche Gehalt für Hebammen wird in Köln gezahlt und beträgt 53.400 Euro. In Bonn liegt das Gehalt bei 53.100 Euro und in Stuttgart bei 52.900 Euro.
- Firmengröße: Größere Einrichtungen zahlen oft ein höheres Gehalt.
- Tarifbindung: Tarifgebundenes Gehalt variiert stark, ist jedoch oft höher.
- Weiterbildung: Spezialisierungen oder zusätzliche Qualifikationen können das Gehalt erhöhen.
Was verdient eine Hebamme während und nach der Ausbildung?
Während der Ausbildung:
Während der Ausbildung hängt das Bruttogehalt einer Hebamme vom Ausbildungsjahr ab. Hier ist ein ungefährer Bruttoverdienst:
Erstes Ausbildungsjahr: von 1000 – 1150 Euro brutto pro Monat.
Zweites: von 1050 – 1200 Euro brutto pro Monat.
Drittes: von 1150 – 1300 Euro brutto pro Monat.
Nach der Ausbildung:
Einstiegsgehalt: Das Einstiegsgehalt beginnt bei 3100 – 3300 Euro.
Öffentlicher Dienst: Hebammen, die im öffentlichen Dienst arbeiten, werden in der Regel nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) entlohnt. Das Gehalt richtet sich nach Qualifikation, Berufserfahrung und Bundesland. Als Einstiegsgehalt verdient eine Hebamme etwa 3.100 Euro brutto und mit Berufserfahrung kann ein Monatsgehalt bis zu 3.800 Euro steigen. Das Jahresgehalt einer festangestellten Hebamme in Vollzeit liegt zwischen 36.000 und 44.400 Euro. Jedoch kann das Gehalt einer Hebamme ab März 2024 steigen.
Kirchliche Einrichtungen: Bei der Gehaltsorientierung richten sich kirchliche Einrichtungen nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD), sodass das Monatsgehalt auf einem ähnlichen Niveau liegt.
Selbstständige Hebammen: Das Gehalt variiert stark je nach Arbeitgeber, Berufserfahrung, von der Anzahl der betreuten Frauen und den festgelegten Honorarsätzen der Krankenversicherung. Laut Gesetz darf das Gehalt jedoch nicht niedriger sein als 1470 Euro brutto. Allerdings entscheiden sich derzeit viele Hebammen gegen eine selbstständige Tätigkeit wegen der beträchtlichen Kosten für die Berufshaftpflichtversicherung, die 9.098 Euro beträgt.
Warum es sich lohnt, den Beruf der Hebamme zu wählen
Der Job der Hebamme ist tiefgreifend und erfüllend, da man Mütter in einer der bedeutendsten Phasen ihres Lebens begleitet. Die Vielfalt der Arbeitsmöglichkeiten, von Krankenhäusern bis zur freiberuflichen Tätigkeit, bietet Flexibilität und Unabhängigkeit. Zudem sind die Jobperspektiven aufgrund des Hebammenmangels sehr positiv, was eine hohe Jobsicherheit und gute Gehaltsmöglichkeiten bedeutet. Die ständige Weiterentwicklung in der Medizin ermöglicht es Hebammen, ihr Wissen immer auf dem neuesten Stand zu halten. Schließlich wird die entscheidende Rolle, die Hebammen in der Gesundheitsversorgung spielen, in der Gesellschaft hoch geschätzt.